Waberner Wappen

Kirchliches

KIRCHLICHES

Im folgenden sollen Beiträge aus dem Bereich des Kirchlichen wiedergegeben werden.

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 Beitrag I

Aus:  Landsberger Geschichtsblätter.   Illustrierte Monatsschrift und Organ des "Historischen Vereins für Stadt und Bezirk Landsberg a. L. Begründet von Studienrat und Stadtarchivar J .J. Schober  Landsberg [ Beilage der Landsberger Nachrichten] Nr. 8,  41. Jahrgang 1951 S.62 f.

Das Kirchlein in Wabern

Von Pankraz Fried

In frischem Glanz strahlt das Waberner Kirchlein jedem Wanderer, den der Weg durch das kleine Dörflein an der oberen Paar führt, von der Anhöhe herab entgegen: Das Äußere der Kirche wurde durch die opferfreudige Einwohnschaft im vergangenen Herbst einer Erneuerung unterzogen. Ebenso wurde eine Teilrestauration des Innern durchgeführt, die in einem der kommenden Jahre fortgesetzt werden soll. Mit Stolz blickt nun der Waberner wieder zu seinem Kirchlein hinauf, dessen frisches Weiß auf die Häuser Waberns herab leuchtet ... Fragt man ihn aber nach der Geschichte und den künstlerischen Werten seiner Kirche, so wird er ein wenig verlegen und die Antwort fällt meistens sehr spärlich aus. Diese Lücke sollen die folgenden kleinen Ausführungen über das Kirchlein in Wabern schließen.
In den Pfarrbüchern von Walleshausen findet sich auf Seite 231 folgende Aufzeichnung: "Das Kirchlein, dessen Patron St. Pankratius ist, hat R.D. Franz Kiferlin vicarius wiederum neu erbaut anno 1707". Daraus geht hervor, daß das bereits vor diesem Zeitpunkt in Wabern ein Kirchlein stand, das entweder durch Brand zerstört worden oder so baufällig geworden war, daß
es neu errichtet werden mußte. Letztere Annahme bestätigt eine Aufzeichnung 1) über den Streit des Klosters Wessobrunn, das Wabern 1627 an sich gebracht hatte, über den sog. „Pankraziacker". 1698 fand ein Vergleich in der Streitsache statt, Wessobrunn aber "verkaufte, um das Geld zur Herstellung der ,ruinösen Kirche` zu Wabern zu erhalten, den Acker an Kaspar Knoller". Wenn heute der fromme Kirchenbesucher in das ganz in Rokoko gehaltene Innere der jetzigen Kirche gelangen will, so führen ihn seine Schritte durch einen gotischen Torbogen: Er ist das einzige bauliche Denkmal der heutigen Kirche, das noch an jene „ruinöse Kirche" Waberns am Ende des 17. Jahrhunderts erinnert. Man darf

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1) B. S. 234 
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[- 63 -] wohl annehmen daß der Neubau anno 1707 auf den Grund- und Seitenmauern der alten Kirche fußt und uns damit die in diesen eingeschlossene Torwölbung erhielt.
Ueber das Baujahr und den Erbauer dieser alten Waberner Kapelle ist in Urkunden und Aufzeichnungen (soweit sie mir zugänglich waren) nichts berichtet. Doch geht man nicht fehl, die Entstehungszeit dieser Kapelle im 13. Jahrhundert zu  suchen und sie mit dem Ministerialengeschlecht der Waberer, das in diesem Jahrhundert erstmals in Urkunden genannt wird, in Verbindung zu bringen 2).
Urkundlich zum ersten Male wird eine Waberner Kirche, wenn auch nur indirekt, im Jahre 1354 erwähnt. Am 22. April dieses Jahres "verkauft ihm Oswalt, Dytreich, und Ott, Kirchherr von Pözzenhausen, alle drei Söhne des verstorbenen Dytreichs von Eresingen, samt Otylig, ihrer Mutter und Ann und Kathreyn, ihren Schwestern, verschiedene Besitzungen, darunter auch den Kirchensatz (jus patronatus) von Waleshausen, Pezzenacker und Wabern an das Kloster Polling 3).
Im "Salbuch unser lieben frawen Gotshaus zue Waleshausen 1456" wird in dem darin befindlichen Verzeichnis der gestifteten Jahrtage einer Kapelle zu Wabern in folgender Weise Erwähnung getan 4): "Item ein Jahrtag gestift Erhard Wabrer auf vier briester auf den negsten montag nach der rechten Chirchweich der Capell zue Wabern ... "
Eine weitere  interessante Aufzeichnung über das damalige Waberner Kirchlein hat uns Vikar Hartmann Prugglacher, der 1652 bis 1667 Pfarrer zu Walleshausen war, in seinem Direktorium hinterlassen 5): "In altari summo summum patrocinium in festo praesentationis B. M. V., et S. Pancrati et S. Sebastiani. In altari a sinistris Patrocinia S. Wolfgangi et Martini, in altari a dextris Patrociniutn summum S. Nerei(übersetzt: Der Hauptaltar hat das Patrozinium am Feste der Darstellung der seligen Jungfrau Maria, und am Feste des hl. Pankraz und Sebastian.Das Patrozinium des linken Seitenaltares ist am Feste des hl. Wolfgang und des hl. Martinus, das des rechten am Festtag des  hl. Nereus. Die zwei Seitenaltäre sind sehr alt, wird aber nie darauf celebriert, quia de consecratione eorum non constat. (= weil über ihre Weihe nichts feststeht.) Bei der schmerzhaften Muttergottes ist ein Portatile angebracht, worauf bisweilen auf Verlangen einer frommen Hausmutter eine hl. Messe gelesen wird 6)."
Mehr sagen uns die Aufzeichnungen über das alte Kirchlein nicht. Es wird eine kleine gotische Kapelle gewesen sein, deren Spitzbögen gleich denen in den großen mittelalterlichen Domen Ausdruck der Religiosität der damaligen Menschen waren.
Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges nahmen wohl zum großen Teil den Pfarrern von Walleshausen und den Waberner Hofmarksherren die Möglichkeit, für die Instandhaltung der Kirche aufzukommen. Da die Sänfftl, die im 16. Jahrhundert Hofmarksherren von Wabern waren, in Augsburg wohnten und "der evangelischen Religion beygethan gewesen" 7), dürfte ihre Sorge für das Wabemer Kirchlein nicht allzu groß gewesen sein. Es kann uns daher nicht mehr sehr wundernehmen. wenn es am Ende des siebzehnten Jahrhunderts mehr einer Ruine als einer Kirche glich.
In diesem traurigen Zustand hätte sich das verfallene Kirchlein sicher noch manches Jahr gedulden müssen, hätte Walleshausen damals nicht einen solch baulusttigen Pfarrherrn wie Franz Kiferlin gehabt (1693-1717 Pfarrer in Walleshausen.) Das  Frauenhaus, den zweiten Stock, die Gartenmauern und das jetzige Portal verdankt der Walleshausener Pfarrhof diesem Pfarrherrn 8). 
Pfarrer Kiferlin machte sich also, wie schon eingangs erwähnt, ums Jahr 1707 an den Neubau der alten Kapelle. Wie aus den Pfarrbüchern 9) ersichtlich ist, bestritt er die Bauausgaben aus dem Vermögen des Kirchleins vom 500 fl und steuerte noch vom Pfarrhofgeld 200 fl. leihweise bei. Das Kloster Ettal, zu dem das benachbarte Egling gehörte, stiftete 25 fl, der Rentmeister "nomine elektoris" (namens des Kurfürsten) ebensoviel.

Architektonisch gesehen, besteht das heutige Kirchengebäude aus einem rechteckigen Kirchenschiff, an dessen östliche Giebelwand eine fünfeckige Apsis angebaut ist. Die Decke ist mit Ziegelsteinen gewölbt und stützt sich auf vier-
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2) Ulricus Wabir. Meichelbeck a. a. 0., S. 28.
3) B. A. Landsberg, Ger. Urk. Wallesh.Fasc.1.
4) Salbuch S. 85 .
5) B. S. 232"
6) Die schmerzhafte Muttergottes wurde in der Waberner Sakristei bis zum Jahre 1942 aufbewahrt, wo sie dann zur  Renovierung nach Oberammergau geschickt wurde. Das wei-
tere Schicksal dieser Figur ist mir unbekannt. Kopf, Hände und Füße waren holzgeschnitzt, die übrigen Teile mit Stoff bekleidet.
7) Aus Wening S. 143.
8) Poll. Lit. S. 103.
9) Pf. B. S. 211.

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[- 64-] bzw. dreipaarigen Wandpfeilern.  Die Innenausstattung ist ganz im Stile des Rokoko durchgeführt. An die Apsis wurde 1765 noch eine kleine Sakristei angefügt. Der Hochaltar besteht aus marmoriertem, geschliffenem Gips, was ihn sicher vor manch anderm Altar in größeren Dorfkirchen auszeichnet. Er wurde um das Jahr 1800 beschafft und kostete damals 200 fl. Das Altarbild, ein Oelgemälde, stellt den hl. Pankratius dar und dürfe aus dem 18. Jahrhundert stammen (Eine Signatur des Malers ist leider nicht zu entdecken). Darüber befindet sich ein zweites Bild, welches das Martyrium des hl. Sebastian darstellt. Die beiden Seitenaltäre sind aus Holz gefertigt, aber gleich den darauf befindlichen Altarbildern künstlerisch weniger wertvoll. Jedoch stehen auf dem linken Seitenaltar zwei sehr schöne, holzgeschnitzte, etwa 50 cm große gotische Figuren: Eine stehende Madonna mit dem Jesuskind auf den Armen und ein hL Josef, der in der rechten Hand mit einem Buch zwei Täubchen trägt und mit der linken einen Stab hält. Wahrscheinlich gehörten diese, die Lichtmeßszene darstellenden Figuren zum früheren gotischen Hochaltar, dessen Patrozinium ja die Darstellung der hl. Maria im Tempel war.
Als besondere Anziehungspunkte galten seit jeher die zwölf Apostelfigürchen auf den Chorstühlen 10). Kopf, Hände und Füße sind aus Elfenbein, die Gewänder aus dunkelbraun gefärbtem Holz geschnitzt. Sie stammen aus der Zeit etwa um 1760-1770 .
Auch der alte Waberner Kreuzweg, der um die Jahrhundertwende einem mehr oder weniger kitschigerem in Form von Gipsreliefen weichen mußte, darf als Kunstwerk angesprochen werden. Er hängt heute frisch renoviert in der Pfarrkirche zu Walleshausen, nachdem ihn der jetzige Pfarrer nach fünfzigjährigem Vergessensein wiederentdeckte.
1807 wurde die Kirche zum ersten Male renoviert. Eine Inschrift über dem großen Chorbogen erzählt uns, daß sie unter "Johannes Nepomucenus Daisenberger, praepositus Canonicorum regularium Polling ..... "stattfand. Darüber sind die Wappen der Klöster Polling und Wessobrunn angebracht.
1877 sollte die Kirche wieder renoviert werden. Dazu meldet eine Urkunde im Ordinariatsarchiv: "Gemäß Verordnung vom 10. Januar 1812 zählte die Kirche zu Wabern zu den Unentbehrlichen. Eine vom Bez.-Amt eingeleitete Untersuchung reihte sie aber dazu nicht ein. Ein Gottsacker ist nicht hier, aber Trauungen für die Ortsbewohner werden vorgenommen. Zur Kirche gehören 3,35 Tgw., die der Mesner nützt. Vermögen: 1050 M. Die Gemeinde sagt, sie habe die Kirche nicht übernommen, komme also auch nicht für die Reparaturkosten auf." Erst 1905 wurde sie dann renoviert und bekam damals ihr heutiges Aussehen. Die Gemälde in den Wölbungsnischen der Decke, die vordem unbemalt waren, gehen auf diese Renovation zurück.  

Ueber die in Wabern stattfindenden Gottesdienste in ver­gangener Zeit gibt uns eine Notiz in den Ptarrbüchern Auf­schluß: "In Wabern neben der Wochenmesse am Fest St. Pankrazius Patrozinium, Kirchweih am zweiten Sonntag nach  St. Michel, auf Weihnachten die zweite Messe  vom Vikar. Reliqua vero supra scripta divina celebrat Coope­rator" (= die übrigen oben beschriebenen Gottesdienste feiert der Kooperator).  Heute sind es bedeutend weniger, nachdem die Wochenmesse seit  dem Jahre 1823 nicht mehr gelesen wird. Im Jahre 1827 lief daraufhin eine im Namen der Waberner Bürger von Michael Knoller verfaßte Klage­schrift im Ordinariat zu Augsburg ein, in der ersucht wird, den Pfarrer von Walleshausen änzuweisen, die Wochenmesse wieder zu halten. Sie stützten ihre "unterthänigst gehorsame Bitte" auf die folgenden. auch fiir die Waberner von heute noch sehr begreifllichen "Motife": ,,1. Unser Filialort, welcher in 12 Familien besteht, ist eine halbe Stunde von der Pfarr­kirche entfernt und bey auftreffender böser Witterung, be­sonders zur Winterszeit, ist es also unmöglich, daß bejahrte und preßthafte Personen die Pfarrkirche besuchen können; ­ja es werden, die übrigen Personen wegen Zeitverlust von dem Besuch der hl. Messe abgehalten, welches wenn die heilige Messe nur wöchentlich einmal gelesen wurde, in kei­nem Fall geschehen könnte, wenn nicht Krankheitsfälle das Vorhaben beseitigen. wollen, 2. Müssen also für gegenwärtig die alten und presthaften Personen das ganze Jahr durch­setzten, und sogar diese Hoffnung im Falle für die Zukunft vermissen" 11). Leider konnten diese Motive das Ordinariat nicht völlig überzeugen, zumal der damalige Pfarrer Schöffmann auf Rückfrage vom Ordinariat hin die Klage als "unwahr, kränkend und ungerecht" bezeichnete. "Durch die Säkularisation hätten sich manche wichtige Aenderungen er­geben und einen anderen Rechtszustand erhalten. Eine Stif­tungsurkunde der Wochenmesse sei nicht vorhanden", so er­klärt Schöffmann in der Erwiderung. Am 12. 9.1827 wurde die Beschwerde endgültig abgewiesen.          

                                                                                                 Pankraz Fried, Wabern
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10) Auch in den "Kunstdenkmalen Bayerns" S. 557 erwähnt.
11) Original des Briefes im Ordinariatsarchiv . 

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P.S. 28.3.2008:  Dies ist,wenn ich mich recht erinnere, mein erster historischer Beitrag (sogar schon mit Fußnoten!). Ich war 1951 - im Jahr meines Abiturs - knapp 20 Jahre alt. Damals wußte ich noch nicht, daß ich einmal Geschichte studieren würde. Die Heimatgeschichte interessierte mich jedoch, - neben den alten Sprachen, deren Studium ich dann in München begann, nach zwei  Semestern  an der damals noch bestehenden  Philosophischen Hochschule bei St. Stephan in Augsburg.   

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Fortsetzung folgt.                                                                                    Status  28.3.2008