Fahrenschon
Stammbaumskizze
Pankraz Fried
I
Erna Welz v. Walleshausen oo 1930 Pankraz Fried v. Wabern
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Johann Welz ( * Dornst.) v. Walleshausen oo JOHANNA FAHRENSCHON v. Nornheim
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Sennen Welz oo Schmölz Mich. Fahrenschon. oo Kreszenz Späth v.Kl.-Kötz(+1900)*)
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Hansmichel Welz Fidelis Fahrenschon oo Juliana Stötter
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Josef Anton Welz Georg Fahrenschon oo Afra
*) Schwester Therese Späth verh. in Amerika (USA) 2. Ehe mit NN. Gensch in Los Angeles (s.u.). Cousine Martha Schorner(Schneider) vom Kreuthof b.Penzing
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Johanna Fahrenschon (1869 -1912)
Nornheim (b.Günzburg) - Walleshausen (Lkr. Landsberg)
Aus der Familenchronik von Heinrich Welz (1935)
Vorfahren
Die Urgroßeltern der Johanna
Fahrenschon hießen:
Gorg Fahrenschon und Afra.
Ihre Großeltern nannten sich:
Fidelis Fahrenschon und Juliana geb. Stötter.
Ihre Eltern waren :
Michael Fahrenschon * 23. IX. 1824 in Nornheim + 17.II, 1871 in Nornheim (am sog.
wilden Grimmen) -
Kreszenz Fahrenschon, geb. Späth *2. II. 1838 in Kleinkötz + 23.II.
1900 in Ichenhausen (Wassersucht)
Die Eltern von Johanna Fahrenschon
Mutters Vater Michael Fahrenschon war ein Mensch mit einem goldenen Herzen. Seine
Freigebigkeit und offene Hand werden besonders gerühmt. Nie konnte er
böse oder barsch sein. Nach dem Tode seiner 1. Frau (die Ehe war kinderlos)
ehelichte er anno 1857 die um 14 Jahre jüngere Kreszentia Spätz aus
Kleinkötz, zur Zeit der Eheschließung 19 Jahre alt. Sie war so recht
die Person, die er brauchte und die etwas verstand von der Bewirtschaftung eines
landwirtschaftlichen Anwesens. Sie war Regentin durch und durch. Mit ihrem
fröhlichen Humor und ihrem frischen Wesen erheiterte sie die trüben
ungewollten Schattenseiten des Gemüts ihres Mannes. Sie lernten einander
kennen anläßlich einer Beerdigung in Nornheim. Bei der Heirat
verheimlichte er ihr einen (bestimmt nicht allzu hohen) Schuldenstand auf dem
Anwesen, da er befürchtet, Kreszentia würde ihn sonst nicht heiraten.
Nach der Ehe[schließung] wollte er die Schulden heimlich (mit dem
Sonntagsbier-Taschengeld) tilgen. Da er aber nie im Wirtshaus war, kam Mutter
Kreszenz blad dahinter; nachdem er es ihr gestand wird sie ihm wohl gerne
verziehen haben. - Auch mein Vater [Johann Welz] zog (als Anfänger)
Großmutter Fahrenschon in landwirtschaftlichen Fachfragen zu Rate. Beim
Anwesenskauf (unseres unteren Mühlanwesens) in den Räumen der
Gastwirtschaft Niedermayr in Kaltenberg war sie als Hauptperson zugegen.
Während Vater, als Müller, immer auf die schlechte Mühleinrichtung
hinweis, bemängelte Großmutter die vernachlässigten
Grundstücke und die verlumpte Kuchel (Küche). Als man sich schon nahe
auf einen Kaufpreis geeinigt hatte (Vater und Mutter wollten schon zustimmen)
brache es Großmutter fertig, daß Verkäufer Gastwirt Niedermayr
nochmals 500 fl. von der Kaufsumme nachließ, wofür meine Eltern
nachher der Großmutter herzlich dankbar waren. - Da Michael Fahrenschon
1871 starb (im Alter von 47 Jahren), war Großmutter 30 Jahre Witwe. Im
Jahre 1893 bis etwa 1896 war letztgenannte bei meinen Eltern deren hilfreichste
Kraft und landwirtschaftliche Baumeisterin und Verwalterin in einer Person. Ihr
ist viel zu verdanken, daß meine Eltern das Anwesen halten konnten. -
Eine Schwester der Großmutter, namens Theresia
Späth hatte einen Mann
geheitatet, der ein Säufer war. Mit diesem wanderte sie aus nach Amerika.
Ihre beiden Töchter ließen sie zuerst in Nornheim zurück. Diese
Theresia betrieb drüben einen Hausierhandel. Ihr Mann starb alsbald und da
er hoch in der Lebensversicherung war, erhielt sie eine ansehnliche Summe
ausbezahlt. Sie verehelichte sich dann in Los Angeles (ein Bild von Ihrem Haus
habe ich in der Ahnentruhe) und es ging ihr fortan gut und öfters wanderte
auch ein Gabenpaket von der reichen Tante aus Amerika in die untere Mühle in
Walleshausen. Fast alle 10 Jahre kam Großtante Gensch
persönlich in die alte Heimat Deutschland (das letzemal anno 1900). Bei
dieser Gelegenheit besucht sie meine Eltern und ihre Cousine Martha Schorner auf
dem Kreuthof b. Landsberg. Theresia Gensch ist längst gestorben, ein Sohn
aus 2. Ehe ist noch in Los Angeles.
Die Geschwister von Johanna Fahrenschon
Der Kinderkreis Fahrenschon hatte die Oktav (8 Zahl) erreicht. Der
14jährigen Ehedauer aus II. Ehe des Michael Fahrenschon mit Kreszentia sind
die entsprossen. Die erstgeborene Tochter hieß:
Mina *14.III. 1858 + 31.XII. 1916
Alse meine Mutter noch klein war, ehelichte diese Mina den Hännes (Hans)
Müller von Reisensburg b.. Günzburg. Der Hausname bei Müller
heißt heute noch „beim roten Weber", weil in früherer Zeit dort
ein Weber gehaust und gewirkt hatte. Die Fundamente des Webstuhles sind dort
heute noch zu sehen. Dieser Hännes war in seinem Leben das, was man beI uns
Geizkragen nennt. Wenn meine Mutter und die übrigen kleinen Geschwister den
Schulweg über Reisensburg nahmen, so trauten sie sich nicht hinein zum roten
Weber. Sei gaben meist ein Zeichen so daß ihre große Schwester Mina
herauskam und ihnen heimlich etwas zusteckte. Dabei hatte dieser Hännes
Geld, daß er zwei Anwesen hätte kaufen können. Wenn er auf dem
Felde Arbeit hatte, so trug er seine Geldkatze, gefüllt mit Goldstücken
mit hinaus. An seinem haus und Stall baute er nichts: es ist heute noch im gleich
verlottertem Zustand. Bei der Grabrede es nun längst verstorbenen
Hännes betonte der Geistliche: „gearbeitet hat er, bis er in die Grube
gestiegen, bi ein höherer Feierabend gebot". - Mina und Hännes hatten 5
Kinder; Georg, Xaver, Hans, Erna, Zenzi. - In der Gegend von Günzburg und
Reisenburg, wo alte Burgen, Türme und Mauern stehen, von der Donau umrauscht
, herrschte damals noch tiefverwurzelter Aberglaube (von dem auch meiner Mutter
noch nicht ganz frei war!).
So erzählte unser Mutter folgendes: Der roten Weberin(ihre Schwester Mina)
war ihr Söhnlein schwer erkrankt. Sie trug es eiligst zum Schäfer zum
„abbeten". Der Schäfer sagte, nachdem er seine Zeremonien gemacht: Vor
Gebetläuten mußt du durch den Wald sein, dann ist dein Kind gerettet;
hast du aber beim ersten Glockenschlag den Wald nicht hinter dir, dann ergeht es
dir schlecht. Mina lief was sie konnte, der Schweiß rann ihr von der Stirn
als sie den Wald hinter sich hatte. Da erhoben die Raben angeblich ein
fürchterliches Geschrei, weil sie des Schäfers Gehilfen gewesen sein
sollen! - Auch meine Mutter fuhr einmal zu diesem Schäfer, als bei uns im
Stall Unglück über Unglück war. Dieser Schäfer fragte meine
Mutter, wie viel Türen unser Haus außen hätte. Sie antwortet:
drei. Er aber sagte, indem er in den Erdspiegel schaute, vier müssen es
sein. (In Wirklichkeit waren es auch vier mit dem Mühltüren). Meine
Mutter mußte, daheim angekommen, etwas im Stall vergraben und das
Unglück nahm angeblich ein Ende. Und weil ich jetzt schon vom Aberglauben
spreche, muß ich noch etwas berichten. In Ehebett meiner Mutter hatte
Großmutter Fahrenschon ein Papierchen, auf dem das Johannes Evangelium
gedruckt war du in welchem 3 Weihrauchkörner eingewickelt werden,
eingenäht. Ich denke deshalb, um die Ehe als Sakrament unter den besonderen
Schutz des Himmel zu stelllen.
Der Mutter 2. Schwester hieß Therese
Sie ist geboren
am 2. IV. 1859, Sie war eine ebenso gütige als tüchtige Frau. Sie hatte
mit ihrem Manne namens Späth (ein Cousin zur Großmutter) die bekannte
Sternwirtschaft in Ichenhausen im Besitz. Auch ihr gebührt ein großer
Dank unserer Familie. Hilfreich sprang sie immer ein mit Kleidern usw., wenn die
not in der Mühle am größten war. Zwei Schwestern von mir nahm sie
als kleine Kinder, etwa 3 Jahr lang, zu sich. Therese hatte 3 Kinder; Hans
Therese und Josef. Letzterer ist im Weltkrieg gefallen.
Der einzige Bruder meiner Mutter hieß Georg
*
6.V.1860 + 4.4.1894
Sein Tod erfolgte auf tragisch Weise. Er war zufällig im Bahnhof
Günzburg, wo Arbeiter mit dem Verladen von Baumstämmen tätig
waren. Da sie gerade einen besonders schweren Baumstamm hatten riefen sie Georg
zu, er möchte etwas helfen. Da riß die Kette, der Stamm kam in Rollen
und erschlug Georg. So ist dieser tödlich verunglückt.
In der Geschwisterreihe meiner Mutter folgt
Kreszenz * 12.III. 1863 + Sept. 1920
Von ihrer Gemütsveranlagung wird das beste berichtet. Sie ehelichte den
geachteten Malereigeschäftsinhaber Ignaz Striebel von Ichenhausen, einen
nüchternen, klugen, geschäftstüchtigen und ruhigen Mann. Aus ihrer
Ehe gingen hervor 8 Kinder: Josef, Georg, Fritz, Cenzi, Erna, Xaver und Mina.
Die 5. Schwester meiner Mutter war
Adelheid (gen. Haidi)
+15. XII. 1864 + 3.Vi.1943 in Günzburg
Auch diese Schwester Haidi war längere zeit bei uns um ihre Kraft gerne
meinen Eltern zur Verfügung zu stellen, wie überhaupt alle Fahrenschon
ihres Lebens Zweck und Ziel im „bet und arbeit" sahen. Ich habe schon im
Kapitel Gesundheitsverhältnisse berichtet, daß Tante Haidi, die in der
Welt nur ein arbeitsreiches Leben kannte, auch ihren Lebensabend auf traurige
Weise verbringen muß. Durch vieles Alleinsein und wahrscheinlich durch
Beengung ihrer Freiheit im Altersheim Günzburg wie auch durch ein
übermäßiges Beten wurde sie in die Heil- und Pflege-Anstalt
Günzburg verwiesen Sie war unverheiratet.
Die beiden jüngsten Schwestern meiner Mutter nannten sich:
Wallburga (gen. Burgi) *19.VI.1868 + 20.II.1929 in Günzburg
Ernestine (gen. Stiene) *4.I.1872 + 10.V.1950 in
Günzburg
Von beiden, besonders von letzterer, wäre viel zu schreiben. Burgi blieb
ebenfalls, wie Haidi, ledig. Beide wanderten anno 1890 aus nach Amerika zu ihrer
Tante (Gensch). Etwa 3 Jahre waren sie drüben. Burgi erkrankte dort an
Typhus und kehrte zuerst nach Deutschland zurück. Darauffolgend war auch sie
meinen Eltern etwa 2 Jahre eine treue Kraft. Nach genannten 2jährigen
Aufenthalt in Walleshausen wollte sie wieder nach USA. An dem Tage, an dem sie
von hier zur Bahnstation Schwabhausen wollte (bei uns war noch keine Bahn) warf
es soviel Schnee, daß man weder mit Schlitten noch zu Fuß dorthin
kommen konnte. Durch diesen Umstand versäumte sie nicht nur den Zug sonder
auch das Schiff. Wie man nachher erfuhr ging diese Schiff mit Mann und Maus unter
[Es war wohl (?) die Titanic, untergegangen 14. April 1912 ]. Auch Burgis zwei
Freundinnen aus Nornheim , denen sie sich anschließen wollte, fanden den
Tod in den Wellen. Burgi wie auch Stiene, von der ich ausschließend
erzähle, sprachen fließen englisch. Ich flechte hier ein: Als beide
später in Stienes Haus in Günzburg zusammenwohnten sprachen sie das,
was Kinder nicht zu hören brauchten, auf englisch. Doch bald verstand dies
auch Student Bruno und es ergab sich dadurch manch lustiger Zwischenfall.
Tante Stienes Lebens-Leitmotiv war: Freut euch des Lebens. Mih ihrem allzeit
frohen, sonnige Gemüt schuf sie auch andern Lebensfreud und Lebensmut. Sie
ehelichte in Amerika den Buchhalter der Tante Gensch namens Lois Friton aus
Köln am Rhein. Dieser Lois hatte die Gemütseigenschaft seiner Frau
Stiene in doppelt betonter Form. Er war Weltmensch durch und durch. Da er als
Großfinanzier (besser gesagt Börsenspekulant) sich betätigte, war
er bald schwerreich, bald bettelarm. Dies war Stiene, die sich wohl stabile
Verhältnisse gewünscht hatte, vielleicht sehr ungewohnt, im ersten
Ehejahr, als sie schon ein Kind erwartet und sie und ihr Mann ein luxuriös
eingerichtetes Haus bewohnten, kamen (wohl infolge fehl- gegangener
Börsenmanöver) die Gerichtsvollzieher und pfändeten bald Teppiche
und Möbel. Wohl auch eines ehelichen Zwistes wegen entfloh sie ihrem Mann
und kam nach Walleshausen, wo sie ihren ersten Sohn Ludwig gebar. Ihr Mann suchte
sie und fand sie hier. Auf seine gütige Zusprache, wie auch auf das
Einwirken unseres damaligen Ortspfarrers, ist es zurückzuführen,
daß die beiden dann wieder ein gemeinsames, friedliches Eheleben in
Köln führten. Nach dem Tot ihres Mann hatte Stiene in Köln 7
Wohnhäuser (Häuserblock) im Besitz. Sie verkaufte ihren Besitz und
erwarb sich ein Haus in Günzburg, so sie zurückgezogen lebte. Der
bewegte Pulsschlag der Eltern ging über auf die Kinder: Ludwig, Anna,
Alfons, Alois, Maria, Franz, Bruno und Josef. Fünf von ihnen befinden sich
heute auch in den USA und ein Sohn in der Schweiz, nämlich Josef, der auch
mal 2 Jahre bei uns war. Bruno ist Arzt und hat als Schiffsarzt die ganz Welt
bereist. Er hat sich jetzt niedergelassen in Laufen (Praxis) und ist verheiratet
mit einer reichen Holländerin. Von allen genannten wäre viel zu
erzählen, doch das würde zu weit führen.
Nachtrag: Bilder von Ernestine Friton geb. F. , Tante Theres Gensch g. Späth, und Therese Späth, geb. F.
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Johanna Fahrenschon
* 20.Mai 1869 in Nornheim b. Günzburg , oo 27.Nov.1893 mit Johann
Welz in Walleshausen, + 13.Nov. 1912 in Walleshausen (Lkr. Landsberg)
(aus der Familenchronik von Sohn Heinrich Welz 1935)
Es ist sehr schwer etwas über seine Mutter zu
erzählen, wenn man sie im Leben nie gekannt hat. Ich bin daher auf das
angewiesen, was meine älteren Schwestern mir über unsere Mutter sagen
können. Vor mir liegt das Geburts- und Taufzeugnis meiner Mutter; ebenso der
Impfschein. Beide Papiere will ich, der bessern Aufbewahrung halber der Chronik
hier einverleiben.
Aus der Kinder- und Jugendzeit meiner Mutter ist zu berichten, daß die
Eltern ihr eine gediegene, gut, christkatholische Erziehung mit auf den Lebensweg
gaben. Seelengüte hat sie ja schon in frühester Jugend bewiesen. Der
Schulweg führt sie vom Nornheim nach Reisensburg. Auf diesem Weg traf sie
einst im Winter ein armes Kind (vielleicht von fahrenden Leuten), welches keine
Strümpfe anhatte. Von Mitleid gerührt zog sie sofort (wie einst St.
Martinus ) seinen Mantel ihre Strümpfe aus und schenkte sie dem fremden
armen Mädchen. Als sie dann heimkam, werden die Eltern wohl nicht
gewußt haben, sollten sie die kleine Hanni loben oder tadeln; aber ich
denke, letzteres wird kaum der Fall gewesen sein, denn obwohl die Eltern meiner
Mutter als Gütlersleute auch nicht übriges hatten, war doch ihr
Mildtätigkeit sehr bekannt. -
Meine Mutter empfing die erste heilige Kommunion am 24. IV.1881 in Reisensburg. -
Aus dem Kinde ward die Jungfrau. Hinaus ins Leben hieß es jetzt; sich
selbst sein Brot zu schaffen. Ihr Dienstbotenbüchlein erzählt mir,
daß sie mit 16 Jahren an Lichtmeß 1885 ihren ersten Dienstplatz als
Hausmagd antrat bei Johann Späth, Sternwirt in Ichenhausen, der ihr Schwager
war. Drei Jahre diente sie dort und das Zeugnis lautete: „Durch ihr
fleißiges und redliches Betragen kann sie jeder Herrschaft aufs Beste
empfohlen werden." Diese Jahre in Ichenhausen waren die Maienzeit ihres Lebens -
die Zeit, von der es heißt: Ach, daß sie ewig grünen bliebe, die
Zeit der schönen, jungen Liebe. Denn sie lernte dort meinen Vater kennen,
der in der dortigen Kunstmühle Obermüller war. Allerdings war Mutter
damals nicht mehr in Ichenhausen, sondern einen Monat als Küchenmagd in der
Augburger Bierhalle Vogtherr; wurde dort krankheitshalber (wie das Zeugnis
angibt) entlassen und war anscheinend ein halbes Jahr zu Hause und dann drei
Monate bei Goldarbeiter Seefelder in Günzburg als Hausmagd tätig (bis
Lichtmeß 1890). Ich glaube aber nicht fehl zu gehen in der Annahme,
daß meine Mutter wohl jeden Sonntag bei Ihrer Schwester Sternwirtin in
Ichenhausen zu Besuch weilte, wo sie dann wohl immer auch ihren Hans antraf.
Einige Zeit war Mutter dann auch als Dienstmädchen bei einer gewissen Frau
Wiest und ein Vierteljahr bei einem Kaufmann Landeker, beide in München.
Verlobter Hans Welz (mein Vater) war als Müller in ihrer Nähe
(Germerswang) tätig. In ihren Zeugnissen wird ihr treuer Fleiß und ihr
ordentliches Betragen hervorgehoben. Im August 1890 sollte sie nach dem Willen
ihrer Eltern mit ihren beiden Schwestern nach Amerika reisen und damit auch ihre
Liebe zu Hans aufgeben. Denn einer Heirat meiner Mutter mit einem Müller,
die nichts hatte als Kopf und Hände zum Arbeiten, widersprachen ihre Eltern.
Doch Hanni Fahrenschon aber gehorchte in diesem Fall ihren Eltern nicht -und wohl
mit Recht. Ihr Hans hatte bereits ein schöne Stellung in der Schweiz und er
hatte auch seiner geliebten Braut ein gutes Plätzchen besorgt bei einer
Familie Baumann in Herisau (Kanton Appenzell). Diese Familie ist angesehen in der
ganzen Schweiz. Frau Fanny Rohner-Baumann ist Schriftstellerin und schrieb uns
(auch heute noch) jedes Jahr einen Weihnachtsbrief und manchmal auch von ihr
verfaßte Lektüre. Ihr Bruder Johannes Baumann ist als stellv.
Bundesrat heute höchster Staatsbeamter der Schweiz.
Mutter war bei dieser Familie Baumann etwa drei Jahre im Dienst (1890 -1993). Im
August oder September 1893 beschlossen meine Eltern, das, was Frau Rohner oben
geschrieben: den Lebensbund zu schließen und ein eigenes Heim zu
gründen. Durch Vermittlung des Herrn Baumann erfuhren sie aus einer Zeitung
den Verkauf des unteren Mühlanwesens in Walleshausen. Am 27.November 1893
standen beide vor dem Ortsgeistlichen, der ihre Ehe einsegnete. Und dies war
für Mutter ein Lebensabschnitt, der ihren bisherigen sorglosen Lebensweg
vertauschte in einen Dornenpfad. Über ihr ganzes Eheleben könnte man
die einzigen Worte schreiben: Ehestand war Wehestand. Der Glückstage waren
es wirklich wenige, in denen Mutterleid, Sorge und Mutteropfer in den Hintergrund
getreten wären. Not und Trübsal waren ja die ständigen
Wegbegleiter. Die einzigen Lichtblicke und Freuden hatte sie wohl nur in unserer
heiligen Religion und in der Erfüllung heiligen Mutteramtes: Ihre Kinder
schon auf dem Mutterschoß zu unterrichten im Gottesglauben. Und ich glaube,
daß so eine Martyrermutter, die zwölf Kindern das Leben schenkte und
nur die eine Sorge: das Wohl ihrer Kinder kannte, ein Leben der Entbehrung und
des Leides führen mußte, sich gewiß den Himmel auf Erden schon
verdient hat. Gewiß war Vater gut zu ihr, doch ließ sich ja oft sein
Hitzkopf nicht bändigen - sein Wesen kannte zu wenig Geduld - die Nerven
infolge Not und Schwierigkeiten wirtschaftlicher Art überlastet - und
darunter hatte eben meine Mutter unsagbar zu leiden. Ein gemeinsames, geduldiges
Ertragen der Last des Lebens, ein harmonisches gegenseitiges Ermuntern und
trösten in der Not, wie dies dem Gemüt meiner Mutter entsprochen
hätte - war eben unserem Vater fremd. So will ich im Folgenden nur ganz kurz
die Jahre ihres Lebens zeichnen - das meiste möge der Vergessenheit
anheimfallen. Wie ich schon im Kapitel Gesundheitsverhältnisse es
niedergeschrieben habe, hatte Mutter im Alter von 34 Jahren seit 1903 das
schwerste Kreuz ihres Lebens zu tragen. Zu den 13.000 Mark Anwesensschulden
(selten kommt ein Unglück allein) kam ein Verlust von einem großen
Quantum Brettern, Unglück in Stall, Kleidungssorgen für die vielen
Kinder, kurz und gut - der Kümmernisse wurde soviel, daß Mutters Geist
und Gemüt zu schwach wurden, dies alles zu tragen. Johanna Welz [ab hier
Kürzung] Sie erlitt einen schweren Zusammenbruch mit einer Nerven- und
Herzkrankheit, die eine mehrjährige Heilbehandlung erforderlich machte.
Erholt hat sie sich von ihrer schweren Krankheit jedoch nie mehr. Ein freudiger
Augenblick ihres Lebens war vielleicht noch die Geburt des ersehnten
männlichen Hoferben Heinrich am 15. Juli 1910, nachdem die zwei
Söhnlein Karl [1898] und Hans (1910) im Kindesalter starben bzw. in der Paar
ertranken. Auch um das kleine, kränkliche „Wuzerl" Zenzi , das am
10.1.1912 geboren wurde, kümmerte sie sich unendlich. Das Herzleiden
verschlimmerte sich seit Ostern 1912 zusehends. Nach einem Schlaganfall verstarb
sie am 13. November 1912, im Alter von 43 Jahren. [Wieder
Or.Text: ] Ein Mutterherz, das nur Liebe für andere kannte,
hatte aufgehört zu schlagen. Die unmündige zehnköpfige Kinderschar
im Alter von 1 bis 18 Jahren, 9 Mädchen und 1 Bub, trauerten mit ihrem Vater
am Grabe. Der amtierende Geistliche, Herr Pfarrer Heinrich, hatte wohl Recht,
wenn er die Grabrede mit folgenden Worten begann: Wenn ich an diesem offenen
Muttergrabe auch kein einziges Wort sprechen würde, so könnte doch
niemand von dieser Stätte gehen ohne noch zutiefst in der Seele
erschüttern zu sein". [Heinrich Welz]
[Ergänzung]
Die älteste Tochter Theres wuchs in die Rolle der Mutter hinein, Klara
unterstützte den Vater im Betrieb von Mühle, Säge und Anwesen. Und
der getreue Knecht Hans Sommer arbeitete weiter, noch ganze 33 Jahre bis zu
seinem Tode. Bis auf Mina heirateten der Reihe nach alle Töchter. Der Witwer
Johann Welz, der nicht mehr heiratete, starb am 18. September 1935 im Alter von
68 Jahren. Über seinen Leben hat gleichfalls sein Sohn Heinrich Welz
geschrieben (hschr. Familien - Chronik 1934 S. 107 ff., siehe
Link Müller-Ahnen, auszugsweise gedruckt in: Meine Müller - Ahnen
am Lech, Kapitel: Mein Vater erzählt aus seiner Jugendzeit (Landsberger
Tagblatt 26./28.März 1942).
Heinrich Welz übernahm das Mühlanwesen und heiratete am 22. November
1937 die Landwirtstochter Therese Leinauer von Walleshausen. Die Säge wurde
der Tochter Kreszenz überschrieben, die am 13. Februar 1937 den Säger
und Schreiner Ludwig Teufl geheiratet hatte. Heinrich Welz verstarb am 26.Oktober
1975 im Alter von 65 Jahren. Über ihn handelt die Gedenkschrift :
Walleshausen, Lechrainer Heimat im oberen Paartal. Heimatkundliche Beiträge
von Heinrich Welz, herausgegeben von seinem ( Neffen) Pankraz Fried ( Landsberger
Geschichtsblätter 1976/77, 4. Sammelband. ) Tochter Ernestine Welz
heiratete am 25.7.1930 den Landwirt und Maurer Pankraz Fried von Wabern. Sie
starb am 2.5.1987 im Alter von 80 Jahren. Ihr Sohn Pankraz, der auch diese Zeilen
schrieb, wird ihrer eigens gedenken.
BILDER [künftig)
Die Welz - Familie 1910
Müller-Bursche, Wally, Johanna, Anna, Erna, Heinrich (auf dem Arm),
Therese, Adelheid, Mina, Klara ( ohne Gewähr)
Großvater mit Töchter, Schwiegersöhnen und Enkelkinder (ca.
1935)
Welz - Kinder, aufgeschrieben von Heinrich Welz (Ahnenchronik)
Untere Mühle Walleshausen
Schwesten Zenzi, Mina , Erna mit Vater (auf dem Arm vielleicht Hanni, Tochter von
Erna)
Geschwister
Erna