Berichte
Beruflicher Lebenslauf Pankraz Fried
12. Juli 1931 geboren in Wabern, Pfarrei Walleshausen. Lkr. Landsberg
(Obby)
1937 - 1942 Volksschule Walleshausen
1942 - 1944 Oberschule für Jungen und Deutsches Schulheim
bei St. Stephan in Augsburg
1944 - 1949 Gymnasium und Bisch. Knabenseminar in Dillingen
1949 - 1951 Humanistisches Gymnasium der Benediktiner bei
St. Stephan in Augsburg. Abitur
1951/1952 Phil. Hochschule bei St. Stephan
1952 - 1958 Universität München, Studium der Philosophie,
Altphilologie,
Geschichte. Landesgeschichte. Philosophikum
1955 -1956 Universität Innsbruck, Studium u.a. der Volkskunde bei Prof. Ilg
1956. 1.3. Wiss. Hilfskraft der Kommission für bayerische
Landesgeschichte
(Historischer Atlas von Bayern)
1959/60 Promotion in bayerischer Landesgeschichte bei Prof. Max Spindler,
Universität München
Wiss. Mitarbeiter (Ang.) der Kommission für bayerische
Landesgeschichte (bis 1969)
1969-1971 Wiss. Assistent im Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte
der
Universität München (Prof. Zorn)
1972-1974 Konservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
1972 Habilitation an der Universität Regensburg. Privatdozent für
mittlere und
neuere Geschichte
1974/79 - 1993/4 o. Prof. für bayerische und schwäbische
Landesgeschichte an der
neuen Universität Augsburg.
1974 Mitglied der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft b.d. K.f.b.LG
1977 Mitglied der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Schwabenredaktion des Historischen Atlas von Bayern ( bis jetzt)
1980 -2000 Vorsitzender der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft bei
der
Kommission für bayerische Landesgeschichte
_________________________________________________________________________
Ein Leben für die Landesgeschichte
Pankraz Fried zum 75. Geburtstag
Von Prof. Dr. Wilhelm Liebhart M.A.
Anlässlich der Verleihung des Willi-Mauthe-Preises des Heimat- und
Museumsvereines Weilheim 2002 an Prof. Dr. Pankraz Fried zitierte der Laudator,
der Literaturhistoriker Prof. Dr. Hans Pörnbacher, einen eher unbekannten
Nachruf Lorenz von Westenrieders (1748-1829) auf den Juristen und Historiker
Johann Georg von Lori (1723-1787): Und kannst du nicht deine ganze Nation zum
Ziel deiner Gedanken und Werke machen: So begnüge dich mit deiner Stadt, mit
deiner Gemeinde, mit deinem Haus, und zeige und übe deine Talente,
Kenntnisse und Tu-genden auf dem Platz, den deine Bestimmung dir anweist.
Wenn man so will, hat das Zitat mehrfach Bezüge zum Leben und Werk unseres
Jubilars. Westenrieder würdigte in Lori den Historiker des Lechrains. 1)
Gleiches tat auch Pörnbacher aus gegebenem Anlass: Der schwäbisch -
bayerische Lechrain um Landsberg am Lech war und ist nicht nur die Heimat und der
prägende "Wurzelboden " von Pankraz Fried, sondern er hat ihn auch wie
Johann Georg Lori wissenschaftlich erforscht.
Wissenschaftliche Anfänge
Die wissenschaftlichen Anfänge sind aber trotzdem mit der historischen
Region des "Amperlan- des" bzw. "Dachauer Landes" verbunden.2) Im Rahmen des
Grundlagenwerks "Historischer Atlas von Bayern" (HAB) entstand 1958 der Band "Die
Landgerichte Dachau und Kranzberg" 3) ein Standardwerk der Landesgeschichte
für die Landkreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck sowie den
Münchner Norden. 1962 folgte die Dissertation bei Max Spindler mit dem Thema
"Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im
Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit" 4) Auch wenn ihn
dann seine wissenschaftlichen Arbeiten 5) aus der Region wegführten, griff
er immer wieder auf die Grundlagenforschung dieser Jahre zurück. In den
Anfangsjahren der Heimatzeitschrift "Amperland" hat er das Organ mit
Beiträgen aus der Atlasarbeit unterstützt.6)
Landes-, Regional- und Heimatgeschichte
Pankraz Fried verdanken wir einen an sich alten, aber nach dem letzten Weltkrieg
aus der Mode gekommenen Ansatz der historischen Landeskunde, dem sich die
wissenschaftlich arbeitende Heimatgeschichtsforschung immer verbunden
gefühlt hat. Deshalb stellt auch die Heimatgeschichte, wenn sie
wissenschaftlich und seriös betrieben wird, einen Teil der Landesgeschichte
auf lokaler Ebene oder an der Basis des politischen, gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Lebens (Lokalgeschichte) dar. Wer die Landesgeschichte als
bloß politisch oder territorialgeschichtlich versteht, wird dem nur bedingt
oder gar nicht folgen wollen. Denn streng genommen versteht man unter
Landesgeschichte 7) die historisch-politische Entwicklung gewachsener Länder
(Territorialgeschichte) wie etwa Bayerns. Pankraz Fried verfolgte im Unterschied
zu vielen Vertretern des Faches Landesgeschichte eben einen landeskundlichen
Ansatz, der die Geschichte nicht auf das Politische reduziert, sondern
interdisziplinär auch Fächer wie die Sprachgeschichte, die
Volkskunde,die Wirtschafts- und Sozialgeschichte, aber auch die Kirchengeschichte
und letztlich auch die Kunstgeschichte als "Hilfswissenschaften" der
Landesgeschichte erkennt und akzeptiert. Deshalb hat er seit 1974 als Professor
bzw. Ordinarius für bayerische und schwäbische Landesgeschichte an der
neugegründeten Universität Augsburg die Heimatgeschichtsforschung
vielfach angeregt und gefördert.
Eine jüngere Entwicklung stellt die moderne "Regionalgeschichte"8) dar.
Oberbayern, Niederbayern oder die Oberpfalz sind historische "Regionen", ebenso
das bayerische Schwaben. Die Regionalgeschichte hält sich nicht wie die
Landesgeschichte an politische Grenzen und hat auch nicht den Staat als Ganzes im
Auge, sondern orientiert sich an geographischen, wirtschaftlichen oder
kulturellen Grenzlinien. So gesehen ist beispielsweise das "Amperland" -
übrigens ein auf Dr. Gerhard Hanke zurückgehender Kunstbegriff 9) -
eine "Subregion", ebenso der Schwäbisch-altbayerische Lechrain.
Land, Region und Heimat sind also nur teilidentisch je nach Blickrichtung,
Fragestellung und Zugriff. Für Pankraz Fried gehören sie zusammen, sie
bilden erst zusammen das "Land".
Aufgabe der Landesgeschichte
Vielfach wird Landesgeschichte als die ,verwissenschaftlichte Heimatgeschichte' begriffen, stellte Fried 1978 in der Einleitung zu der von ihm herausgegebenen Aufsatzsammlung "Probleme und Methoden der Landesgeschichte" fest.1O) Der Beschäftigung mit der regionalen und lokalen Geschichte haftet aber der Geruch des ,Provinziellen' und des ,Partikularen' an. Er bricht eine Lanze für die wissenschaftliche Heimatgeschichte als Teil der Landesgeschichte, wenn er schreibt: „Aufgabe der wissenschaftlichen Landesgeschichte ist es deswegen immer wieder, den regionalen Stoff unter allgemeiner Problemstellung vergleichend zu erforschen und darzustellen. Wo dies nicht geschieht, läuft Landesgeschichte tatsächlich Gefahr, eng und engstirnig betrieben zu werden. Auf der anderen Seite braucht sich die wissenschaftliche Landesgeschichte ihrer Nähe zur Heimatgeschichte nicht zu schämen und sich deswegen nicht von ihr, wie es bisweilen schon geschehen ist, zu distanzieren. Sie würde sich des emotionellen Wurzelbodens berauben, aus dem sie gewachsen ist und woraus sie ständig neue Nahrung erhält. Ortsgeschichtliche Arbeiten sind auch dann für die wissenschaftliche Auswertung von Bedeutung, wenn sie nur sammelnden und chronikartigen Charakter haben. Umgekehrt ist im sogenannten Heimatschrifttum oft der beste Ort, wissenschaftliche Erkenntnisse der Landesgeschichte und der Geschichte überhaupt zu popularisieren. Hier gilt es allerdings darauf zu achten, dass die Trennungslinie zwischen wissenschaftlicher und populärer Darstellung nicht verwischt wird".
Am 12. Juli 2006 vollendete Professor Dr. Pankraz Fried seinen 75. Geburtstag.
Alle ernsthaften und kundigen Freunde und Erforscher der Geschichte gratulieren
ihm dazu von Herzen und aus gemeinsamer Überzeugung heraus!
Anmerkungen
1 Geschichte des Lechrains von 1030-1765. München 1765. ~ Zur Person
vgl. zuletzt: Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität
München. Teil 1. Berlin 1998, S. 250-252; Große Bayerische
Biographische Enzyklopädie, Band 2, München 2005, S. 1208.
2 Zu diesen beiden Kunstbegriffen vgl. Uta Kerscher: Raumabstraktionen und
regionale Identität. Eine Analyse des regionalen Identitätsmanagement
im Gebiet zwischen Augsburg und München, Kallmünz/Regensburg 1992
(Münchener Geographische Hefte 68).
3 HAB, Teil Altbayern, Heft 11/12. München 1958.
4 Erschienen in der Reihe Studien zur bayerischen Verfassungs- und
Sozialgeschichte. Band 1.
München 1962.
5 Vgl. seine Aufsatzsammlung: Forschungen zur bayerischen und schwäbischen
Geschichte. Gesammelte Beiträge von Pankraz Fried. Zu seinem 65. Geburtstag
hg. von Peter Fassl/WiIhelm Liebhart/WolfgangWüst. Sigmaringen 1997. 607
Seiten.
6 Wilhelm Liebhart: Prof. Dr. Pankraz Fried zum 70.Geburtstag. Ein
Wissenschaftsleben für Altbayern und Schwaben. In: Amperland 37 (2001) S.
448-450.
7 Dazu zuletzt aus der zahlreichen Literatur: Landesgeschichte heute. Hg. von
Carl-Hans Hauptmeyer. Göttingen 1987; Ludwig Holzfurtner: Landesgeschichte.
In: Aufriß der historischen Wissenschaften in sieben Bänden. Band 2:
Räume. Hg. von Michael Maurer. Stuttgart 2001, S. 348-414.
8 Ein Begriff, der aus der französischen Geschichtsschreibung
herrührt.
9 Kerscher, S. 62 passim.
10 Darmstadt 1978, S. 7 (Wege der Forschung CDXCII). - Folgende Zitate
ebenda.
__________________
Heimatbeilage der Aichacher Zeitung AHbl 54 (Aug 2006) Nr. 8 S.32/Amperland 2006 H.3
__________________________________________________________________________
_________________________________
Am 31.7. 2007 überreichten Schüler und Freunde im Kloster Oberschönenfeld eine Festschrift zum 75. Geburtstag.
________________________________
_________________________________________________________________________