Ammersee
Aktualisiert 20.7.2009
Ammersee und Lechrain
Dießen war im Mittelalter der Sitz der mächtigen Grafen gleichen Namens, die sich später nach der Burg Andechs nannten. 1130 gründeten sie als ihre Grablege das Augustinerchorherrnstift Dießen. Um die gleiche Zeit erhoben sie den Markt Dießen zur Stadt, die wohl die Hauptstadt ihres werdenden Landesstaats werden sollte, der vom Ammer- und Starnbergersee bis nach Tirol reichte. Die Andechser Herrschaft ging jäh zu Ende, als sie den wittelsbachischen Herzögen von Bayern in vielen Fehden unterlagen und schließlich 1248 ausstarben. Ihr ganzer Besitz fiel an die Wittelsbacher, die das Landgericht Landsberg neu einrichteten, das von den Toren Merings bis nach Schongau reichte. Der Ammerseee wurde damals nach Westen hin orientiert, er wurde so verwaltungsmäßig zur Ostgrenze des Lechrains, nachdem er schon Mundartgrenze war. In Dießen amtierte seitdem ein wittelsbachischer Marktrichter, der auch das Seerichteramt wahrnahm. Kaiser Ludwig der Bayer gewährte 1326 die Unabhängigkeit vom klösterlichen Hofmarksgericht. 1599 wurde das Gericht über den Dießener Forst , das bis dahin zum Pfleggericht Rauhenlechsberg gehörte, zum Seerichteramt Dießen gelegt.
1803 wurde das Augustinerchorherrenstift säkularisiert, wodurch auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor der Region wegfiel. Die gerichtliche Sonderstellung Dießens wurde im Zuge der Verwaltungsreformen Montgelas´ ab 1806 aufgehoben. ( Das Forstamt Dießen, der letzte Rest der einstigen Sonderstellung, wurde 2006 im Zuge der Stoiberschen Reformen liquidiert. )1818 wurde im Zuge der bayerischen Kommunalreformen eine neue Marktgemeinde Dießen formiert, die keine Beiorte mehr haben durfte. Der Ammersee wurde 1878 aus der Gemarkung Dießen als ausmärkisches Gebiet ausgegliedert.
Literatur: Siehe P. Fried, Artikel Markt Dießen im Historischen Atlas Landsberg - Schongau S. 94 ff., ferner- Artikel im Deutschen Städtebuch, Bd. Bayern und Artikel Dießen im Kreisheimatbuch, hgg.v.B.Müller-Hahl. Siehe Link!
Das Dießener See- und Forstgericht
Der Dießener Forst umfaßte einen Bereich, wie er in der Skizze nebenan eingezeichnet und erstmals 1478 aus den Quellen bezeugt ist.
Nach der Forstgrenzbeschreibung von 1478 war der Forstrichter auch für alle Siedlungen innerhalb des Forstbereichs zuständig. Ein Forstweistum des "Dießener Waldes" liegt gleichfalls schon aus dem 15. jJahrhundert vor.
Erstmals ist der Forst urkundlich 1391 und dann 1412 erwähnt, wo er zur landes- herrlichen Burg mit Pfleggericht Rauhenlechsberg gehörte. 1599 wurde das Forstgericht davon getrennt und mit dem Seegericht Dießen vereinigt.
Es handelt sich hier wohl um den Forst einer alten Königspfalz, der an die Grafen von Dießen kam und von diesen 1248 an die Wittelsbacher fiel.
Siehe hierzu P.Fried, Exkurs über den Dießener Forst, in: Festschrift Karl Bosl zum 60. Geb., 1969, S. 51-85 (mit Edition des Weistums), hier eigener Link.
Das Pfleggericht Rauhenlechsberg
Aus Leoprechting, Lechrain S. 137
"Hier stand einst ein uraltes Schloß, gehörte in den
ältesten Zeiten den damals überaus mächtigen Herren von
Haltenberg, so mit denen von Hofhegnenberg unb von Wildenrott desselben Stammes
gewefen und in Heinrich von Schmaleneck, einem Dienftmann der Hohenstauffen,
ihren gemeinsamen Ahnherrn verehrt. Da Conrad von Haltenberg im fürstlichen
Rathe zu Landsberg den Winhart von Rohrbalch erstach, ward ihm zur Strafe Rau-
henlechsberg eingezogen, das geschah im Jahre 1297. Später kam es auf einige
Zeit an die Pfetten und von diesen wieder an die Landesherrn, bei welchen es auch
als ein eignes Pfleggericht blieb bis in das erste Jahrzehent dieses Jahrhundert
geblieben ist. Es war nur ein ein kleines Gericht in einet wilden unwegsamen
Gegend mit mit etwas über 200 Herdstätten und an dritthalbtaufend
Seelen. Das Schloß, darin früher die fürstlichen Pfleger gerohnt,
ließen diese absichtlich, wie an vielen Orten, verfallen, damit sie von der
rauhen entlegenen Bergvefte zu Vergnügen der Städte herabziehen
konnten. Im vorigen Jahrhundert wohnten die Pfleger........."
<Rauhenlechsberg
<Peißenberg
Zur weiteren Geschichte siehe: Link Rauhenlechsberg!
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Der aufkommende Ammersee - Regionalismus
Fischerei, Wald und karges Bauerntum waren jahrhundertelang die bestimmenden Wesenszüge des Ammerseelandes. Das Westufer des Ammersees wurde als "Bauernufer" oder als die "Bauernseite" des Ammersees charakterisiert. Im vorigen Jahrhundert siedelten sich im Zuge der Landschaftsentdeckung Künstler am Ammersee an. Der Dießener Bruno Schweizer (1887 - 1958) erforschte erstmals eingehend Sprache und Volkskunde des Ammerseegebietes. Er gründete den Heimatverein Dießen, von dem sich nach dem 2. Weltkrieg die "Ammersee-Heimatforscher" ausgliederten. Mit dem aufkommenden Tourismus gewann der Ammersee als Tourismusregion neue Konturen. Das neu begründete Ammersee-Gymnasium in Dießen ist vorläufig der letzte Höhepunkt des Ammersee - Regionalismus, der die Landschaftsbezeichnung Lechrain zurückdrängt. Der Landkreis Landsberg wird so immer mehr zum "Ammersee-Landkreis". Die Tourismusregion "Ammersee - Lech" befördert diese Entwicklung (siehe www.ammersee-lech.de) . Das Landsberger Tagblatt dehnt das Ammersee - Resort bis Geltendorf - Walleshausen aus. Im "Fünfseenland" ist die Ammerseelandschaft bereits aus dem Landsberger Raum ausgegliedert (www.Fünfseenland.de ).
Das Neue sollte einbezogen, das Alte und Historische aber nicht ganz verdrängt werden, deswegen:
Region Lechrain - Ammersee!
)