Fried, Dialekt Lechrain
Während aber nun die »schwäbischen« Kreisbürger Landkreises von ihren übrigen schwäbischen Stammesgenossen ohne weiteres als Schwaben anerkannt werden, müssen sich die östlich des Lechs lebenden Landkreisbürger von ihren baierischen Stammesbrüdern, die etwa um Fürstenfeldbruck, Starnberg oder Weilheim beheimatet sind, sagen lassen, daß sie ja gar nicht »baierisch« reden, sondern »schwäbeln«, sie im Grunde also schon Schwaben sind! Die Bewohner des Landes zwischen Lech Ammersee sind in der Regel von derartigen Feststellungen ihrer baierischen Stammesgenossen nicht überrascht. Sie haben ja längst schon selbst bemerkt, daß mit ihrem »baierischen« Dialekt etwas nicht ganz stimmt. Sie haben sich darüber schon Gedanken gemacht und sind deshalb mit einer Antwort nicht verlegen: »Mi reida leichrounerisch, mi sen Leichrouner, deis isch aSproch und a Rass fir si sölwr. Und Boara semr khrad sou guati wia eis!« - so klärt in der Regel der Lechrainer aus dem Landkreis Landsberg seinen »echt« oberbayerisch sprechenden Nachbarn über die Tatsache auf, daß sein Dialekt etwas von der gesamtbaierischen Mundart abweicht. Baiern und Lechrainer - aber nur keine Schwaben, so könnte man in Schlagworten das regionale Stammes- und Volksbewußtsein am bayerischen Lechrain kurz umschreiben, ein Bewußtsein, das auch heute noch stark ausgeprägt ist und nur langsam von den modernen Einflüssen abgeschwächt wird.
Der Lechrainer ist Grenzbayer seit uralter Zeit. Dies hat auch ganz seine Haltung gegenüber dem Schwaben bestimmt, über den er sich grundsätzlich überlegen und erhaben fühlt. Wer von den älteren Lechrainern kennt nicht die vielen Neck- und Spottverse auf die Sprache des Schwaben und nicht zuletzt auf diesen selbst! Der Schwabe ist dem Lechrainer zu redselig, er macht zu oft ein »Schwätzle«; der etwas wortkarge Lechrainer ist deswegen der Ansicht, ihm nicht alles glauben zu dürfen, falls er nicht gar die Meinung hat, daß es mit der »Gscheitheit« des Schwaben, zumindest wenn er noch nicht 40 Jahre alt ist, nicht allzu weit her ist. In den am östlichen Lechufer gelegenen Dörfern haben früher oft schon, wie mir glaubhaft versichert wurde, die Schulkinder ihr baierisches Überlegenheitsgefühl dadurch zum Ausdruck gebracht, indem sie ihren gleichaltrigen Schulgenossen auf der andertn Seite des Lechs ein boshaftes »Blitzschwob« hinüberschrien - wobei aber jeweils prompt als Echo ein unmißverständliches »Sauboar« über den Lech zurückschallte! Bei den Erwachsenen galt noch zu Großmutterszeiten eine Heirat »über den Lech« als etwas ganz Außergewöhnliches; vor allem mußte sich ein Hochzeiter, der eine Schwäbin heiraten wollte, sagen lassen, daß ihm wohl von den einheimischen Lechrainerinnen keine mehr gewollt habe! Heute ist dies aber Gottseidank nicht mehr so, und an den einstigen stärkeren Gegensatz zwischen Baiern und Schwaben erinnern am Lechrain nur noch kleine Neckereien, die der Schwabe in der Regel mit Humor zu tragen weiß.
Es soll hier keineswegs einem überspitzten Gebrauch des Dialekts das Wort geredet werden; es ist in jedem Fall zu begrüßen, wenn jemand außerhalb des Dialektgebietes und im Umgang mit Personen, die mit Mundart des Raumes nicht vertraut sind, ein gehobeneres Baierisch oder ein solides Hochdeutsch sprechen kann. Aber auf den Dorfbühnen und den Liedvorträgen der Gesangvereine sollte doch noch auch der einheimische Dialekt gepflegt werden, wie es auch angezeigt wäre, in den Oberklassen der Volksschulen den Wert der Mundart stärker den Kindern vor Augen zu stellen. Die heimische Mundart, und klänge sie noch so herb und rauh, ist in jedem Falle dem Hochdeutschen gleichwertig und deswegen auch wert, wie dieses gepflegt zu werden.
Es gehört heute zum Grundwissen der Mundartforschung, daß Dialekte sich nicht durch scharfgezogene Grenzlinien von einander abgrenzen lassen. Vielmehr besteht meist ein mehr oder weniger breiter Grenzsaum, also ein Übergangsgebiet, in dem sich die gegensätzlichen Dialektmerkmale stufenweise von einander absetzen. Diese allgemeine Erfahrung gilt auch für die schwäbisch- baierische Mundartgrenze.. „Baierische“ Mundartformen reichen z. B. weit in das Gebiet des heutigen Bayerisch-Schwaben hinein, während umgekehrt schwäbische Dialektmerkmale noch bis in den Raum zwischen Starnbergersee und Isar, also weit im baierisches Gebiet hinein anzutreffen sind.
Nun gibt es allerdings auch Grenzlinien, an denen nicht nur ein einziges, sondern Dutzende von gegensätzlichen Sprachmerkmalen aufeinandertreffen. Diese Grenzlinien, an denen sich eine größere Zahl von Sprachschranken bündelt, können dann am ehesten als die Hauptdialektgrenzen angesehen werden. Für den Grenzsaum zwischen baierischer und schwäbischer Mundart sind die Vorarbeiten für eine umfassende Darstellung noch nicht abgeschlossen.
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Grenzlinie verläuft unmittelbar dem Lech entlang. Hier stoßen
die Kennformen für die baier. schwäb. Mundart aufeinander: schw.
ais gegen baier. ins; schw. iar gegen bair.
eis; schw. ui bair. enkh (hochd. uns, ihr euch).
Ferner folgende Sprachmerkmale:
Wortformen: il/ül: z. B. schw. wild gegen bair. wüld,
'g/kh: z. B. schw. grad gegen bair. khrad, b/w z. B. schw.
geba gegen bair. geiwa, schw. blob bair. blowr
(blauer), -a/in: z. B. schw. Wirta bair. Würtin.
Wortformen: gou/ gean (gehen) i
schtou/schtean (stehen); lou/lossa (lassen); vgl.
das Sprichwort „Goun, schtoU, bleiba
loun ...!Ferner komma / kheima.
Wortschatz: Schw. Heigl gegen bair. Stier; Eber/Bär;
Boala/Khoudr (Kater).
Linie 1a
Diese Linie verläuft gleichfalls am Lech, sie biegt aber nördlich
von Landsberg etwas nach Westen aus. Hier stoßen folgende baierische
und schwäbische Sprachmerkmale aufeinander:
1. schw. äa gegen bair. ä, e, ei: z. B.
Knäacht zu Khneicht; Läader zu
Leidr; gäaba zu geiwa.
2. schw. äa gegen
bair. 0: blauso/blosa; dau/do (da) usw.
3.2. schw. we-it gegen bair. wait (weit); schw.
brait, ~gen bair. broat (breit); schw. Hous
gegen bair. Haus.
Linie 2:
Diese Grenzlinie, die in ihrem verlauf in etwa der Westgrenze der alten
Landgerichte Landsberg und Mering folgt, trennt folgende
Spracherscheinungen:
1. schw. a gegen bair. o: z. B. Tag/Tog; alt/oid; Vatr/Vodr;
macha/mocha; hawa bzw. ham/hom (haben).
2. schw. Aftermenta gegen bair. Mörchta (=
Erchtag, Dienstag) .
Linie 2a:
Diese Grenzlinie verläuft zwischen Mering und dem Ammersee der Linie 2
vorgelagert. Hier stoßen aufeinander:
1. für die hd. Nachsilbe -en schw. -a gegen bair. -(e)n: z. B.
essa/essn; fara/forn (fahren); hawa ham) [301]haben);
geiw / geiim (geben); tua / tean (tun);
gweisa gwen (gewesen); Hasa/Hasn.
2. schw. nd gegen bair. nt: z.B. hind /lhintr; hind /
hintn.
Östlich der Linie 2 verlaufen noch
mehrere Grenzlinien, die schwäbische und baierische Sprachformen
von einander trennen. So zieht sich etwa zwischen Ammer- und Starnbergersee
die Abgrenzungslinie zw. schw. loffa gegen bair. laffa,
schw. glo"wa gegen bair glam (glauben), schw.
kheit geg. bair khod (gehabt) in nordsüdlicher
Richtung hin. Das typisch schwäbische Dialektmerkmal sch im Wortinnern
reicht etwa bis zu einer Linie Dachau - Würm Starnbergersee -
Isar weit ins Bayerische hinein (z. B. schw. isch gegen bair.
is (ist); schw. fescht gegen bair. fest
usw.).
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1. Zunächst ist klar ersichtlich, daß das Gebiet der Lechrainer Mundart von den Linien 1 und 1a auf der einen Seite und den Grenzlinien 2 und 2a auf der anderen umgrenzt wird. Der Raum deckt sich im wesentlichen mit dem ostlechischen Gebiet des Landkreises Landsberg zusätzlich einiger Orte in den Landkreisen Friedberg und Fürstenfeldbruck. Im Süden setzt sich das lechrainische Sprachgebiet im wesentlichen im Gebiet des Landkreises Schongau fort.
2. Es bestätigt sich, daß der Lech als die heutige Hauptmundartgrenze zwischen dem Baierischen und dem Schwäbischen anzusehen ist. Die Meinung des Volkes, daß der Lech die Grenze zwischen dem Baierischen und dem Schwäbischen sei, besteht also zurecht.
3. Aus der Untersuchung der Dialektmerkmale des Lechrainischen geht weiter hervor, daß sein eigengeprägter Sprachcharakter durch starke schwäbische Einschläge bedingt ist. Dadurch, daß der Lechrainer in seiner Mundart das helle schwäbische a verwendet, die Endsilbe -en wie der Schwabe als -a spricht und schließlich auch das schwäbische »sch« in der Wortmitte gebraucht, gewinnt die Mundart am Lechrain einen gewissen schwäbischen Klangcharakter. Die Unterländer und die »reinsprachigen« Bayern haben also nicht Unrecht, wenn sie sagen, daß der Lechrainer für ihre Ohren »schwäbelt«. Ob man den lechrainischen Dialekt deswegen schon als schwäbisch, als »vorostschwäbisch« bezeichnen kann, ist aber angesichts des heutigen Laut- und Wortbestands dieser Mundart stark anzuzweifeln. Eine mindestens ebenso starke Grenzlinie, wie sie die Linie 2 (mit 2a) bildet, stellt die Lechgrenze (Linie 1 und 12a) dar, wo baierische und schwäbische Mundartmerkmale in großer Zahl aufeinanderstoßen. Eine Detailuntersuchung hat hierfür nicht weniger als s 500 unterschiedliche Sprachformen erbracht (Moser) .
4. Man wird sagen müssen, daß der Lechrain eine typische schwäbisch-baierische Mischmundart spricht. Als solche stellt sie jedoch etwas Eigen- prägtes, eine sprachliche Individualität dar. Man kann deswegen dem Lechrainer auch zustimmen, wenn er sagt, er spreche eine »Sproch für si sölwer“. Die Eigenart kommt aber nicht nur durch die Mischung von Schwäbisch und Bairisch zustande, sondern sie wird noch verstärkt durch das Auftreten von Sprachmerkmalen, die sich nur im Lechrainischen finden. Es handelt sich dabei um sprachliche Erscheinungen,die sich besonders in Mundartgrenz gebieten finden (sog. Barrierenrelikte). Wir müssen uns diese lechrainischen Spracheigenschaften (Idiome) vergegenwärtigen:
a) in einer Reihe von Orten des lechrainischen Dialektgebietes wird statt Berg, Dorf, werfen usw. »Barg, Darf, warfa« gesprochen.
b) das l wird nach Selbst- und Zahnlauten wie verdumpftes ül ausgesprochen, z. B. Föüd = Feld, Göüd = Geld usw.
c) Für eine ganze Reihe von Hauptwörtern wird eine Mehrzahlendung auf -ach (Kollektivplural) bildet, z. B. Hennach = Hennen; Wegach = Wägen usw.
d) Ein h in der Wortmitte wird noch altertümlich wie ch ausgesprochen: zeicha = zehn; Weichar Weiher usw. Hier ist auch auf die stark affrizierte (behauchte) Aussprache des k hinzuweisen, das vonI seinem alpinen Verbreitungsgebiet mit einem Ausläufer bis zum Lechrain reicht: Khurcha = Kirche, Zuckher = Zucker (schw. u. bair. Ghiach, Kircha, Zugger).
Wir können also zusammenfassend feststellen, daß sich am Lechrain durch die Mischung von baierischen und schwäbischen Mundartbestandteilen sowie durch das Auftreten eigener, meist altertümlicher Sprachformen eine Mundart eigenen Charakters, eben das Lechrainische, herausgebildet hat.
Sprache und Mundart sind aber nichts Statisches und Beharrendes, sie sind vielmehr immer in lebensvoller Bewegung. Wir müssen annehmen, daß es Jahrhunderte Jahre gedauert hat, bis sich die Sprache am Lechrain zu der Form entwickelt hat, wie wir sie Kinder noch gelernt haben. Was in Jahrhunderten gewachsen ist, droht aber durch den nivellierenden Einfluß von Rundfunk und Fernsehen in wenigen Jahrzehnten endgültig zu verschwinden.
>Lechrainer Mundart und lechrainisches Volksbewußtsein im Landkreis Landsberg. Überarbeiteter Vortag anläßlich der 125-Jahrfeier des Historischen Vereins Landsberg im Rathaus zu Landsberg am 21. März 1981. In: Landsberger Geschichtsblätter 105. Jahrgang 2006 S. 12 – 15 > unten
>Das Volksbewußtsein am Lechrain. Sprache vom Aussterben bedroht. In: Landsberger Geschichtsblätter 7. Sammelband 1982 -1985. Landsberg 1985 S. 18]
Literatur zu Mundart [bis 1966]:
Bohnenberger Karl: Die alemannische Mundart, Tübingen 1953
Bohnenberger Karl: Über die Ostgrenze des Alemannischen, Exkurs 4: Über die alemannisch-bairische Stammesgrenze, Beiträge, 52. Band, 1928, S. 284 H.
Kranzmayer Eberhard: Die schwäbisch-bairischen Mundarten am Lechrain mit Berücksichtigung der Nachtbarmundarten, Sitz.-Ber. d. Bayer. Ak. d. Wiss., Phi!.-hist. Kl. 1927, 5. Abh., Dialektgeographie 1929, S. 136-144, 1927, S. 60-64
Kranzmayer Eberhard: Der bairische Sprachraum, Jahrbuch der deutschen Sprache, 2. Band, 1944
Moser G.: Zur Dialektgeographie des Staudengebietes und des anstoßenden Lechrains, Marburg 1936
Nübling Edward: Hauptsprach- und Stammesgrenzen in Schwaben (Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben, herausgeg. v. Wolfgang Zorn), Augsburg 1955, S. 12 ff.
Schweizer Bruno: Die schwäbisch-bairischen Mundarten am Lechrain (Teuthonista Jg. 5), 1928129, S. 66-76
Schweizer Bruno: Der Konsonantismus des Lech-Isarlandes, Phil. Diss. Freiburg i. Br., 1925 (ungedruckt)
Schweizer Bruno: Dialekt - Grenzenkunde des Huosigaues (Lech-Isarland), 1927, 148-152
Fried Pankraz, Lechrainer Mundart und lechrainisches Volksbewußtsteinim Landkreis Landsberg (Landsberger Geschichtsblätter 105. Jgg. ) 2006, S. 12-15 (Vortrag 1981), auch gedrückt in Landsberger Geschichtsblätter 1985 S. 18f. mit dem Titel: Das Volksbewußtsein am Lechrain. Sprache vom Aussterben bedroht.
Nachwort 2010.
Der Beitrag von 1966 beruht auf mein seinerzeitiges dialektologisches Proseminarwissen bei Prof. Reiffenstein in Innsbruck und auf meine eigenen Feldforschungen als Lechrainer im unteren Landkreis Landsberg. Das Büchlein von Martin Wölzmüller über den Lechrainer Dialekt (1987) steht in dieser Tradition und beruht auf einer ungedruckten Magisterarbeit (Uni München). Die damals erzielten Ergebnisse sind m.E. in der Hauptsache auch heute noch gültig. Ebenso die Beschreibung der Dialektlinien, die zuletzt Markus Renn in seinem Beitrag im Landsberger Kreisheimatbuch 2010 verfeinert hat.
An der neuen Universität Augsburg hat sich seit dem 70er Jahren eine besonders intensive Dialektforschung unter der Leitung von Prof.Werner König im Rahmen des Historischen Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben etabliert. Darauf ist immer wieder zu rekurrieren.
Grundlegende Erkenntnisse hat Ferdinand Kramer in
seiner Lechrain-Studie erzielt, die auch hier mit internem Link
einzusehen ist.
König Werner u.a., Kleiner Sprachatlas von Bayern (2006) und Kleiner Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben (2007); Historiischer Atlas von Bayerisch – Schwaben, Lief. 5 (2010)
Aus der Studie von Ferdinand Kramer (siehe hier interner Link): (S. 215): "Gemeinsam ist Hazzi, Lentner und Leoprechting, daß sie im Lechrain eine Mischkultur von Bayerischem und Schwäbischem erkannten, die sich sowohl von Schwaben als auch vom restlichen Bayern erkennbar unterschied. Am auffälligsten ist dies unter anderem bei der Sprache der Menschen, dem Lechrainer Dialekt, der als ein sehr klar erkennbares Abgrenzungskriterium - historisch gesichert seit dem 19. Jh., wahrscheinlich aber schon wesentlich früher - gelten kann...
(S.224) Angelehnt an die
natürliche und politische Grenze Lech zwischen Bayern und
Schwaben haben der Aufbau und die Verdichtung
grundherrschaftlicher, dann staatlich-administrativer und
zentralörtlicher Strukturen zu einer seit dem
Frühmittelalter bis zur Industrialisierung reichenden
Entwicklung der Region
Lechrain wesentliche Grundlagen
geschaffen. Im Geflecht der genannten Strukturen verdichteten
sich wirtschaftliche, soziale und ulturelle
Kommunikationsstränge mit Gravitationspunkten innerhalb
des Lechrains soweit, daß sich regionale
Spezifika in einem über die
Jahrhunderte immer wieder variierenden Prozeß - soweit
schon vorhanden - erhielten, modifizierten oder neu
entwickelten und schließlich auch als solche wahrgenommen
und kultiviert wurden. Ende _________________________________________________________________________
******************************************************************************************** Lechrainer Mundart und lechrainisches Volksbewusstseinim Landkreis Landsberg
Aus: Landberger Geschichtsblätter 105. Jgg 2006 S. 12 ff.
Der Ausdruck „Lechrayner'', latinisiert
„Lycatij",
findet
sich zum ersten Mal, so weit ich sehe, in der berühmten
Cos-
Die erste und bisher einzige Geschichte des Lechrains
Auf der Höhe seiner beruflichen Tätigkeit - er hatte
diplo-
Umkreis seiner Urkundensammlung aufweist, das Land zu
Nun ist es keineswegs so, dass mit Lori die
Bemühungen ___________________________________________________________
2 Ausschnittsweise reproduziert in A. Weitnauer,
Allgäuer Chronik, Bil- 3 Geograph, 1489 zu Ingelheim geboren, später Professor an den Universitäten Heidelberg und Basel 4 Zu Lori siehe Max Spindler (Hrsg.), Electoralis Academiae Scientiarum
Boicae Primordia. Brief aus der Gründungszeit der
Bayerischen Akade- 5 S.XV f
___________________________________________________________________________________________________ -- page break --
umfänglichen, ungemein material- und stoffreichen
Chronik
Als der Lech noch die Staatsgrenze bildete, was bis 1803
hätigen Lechrain als geendet" ansehen, wo alles "in
In der Geschichtsforschung tritt der Lechrain als
Auf dem Gebiet der Volks-
Bei der bisherigen Betrachtung der historischen Lechrain- _____________________________________________________________________________ 6 Hazzi, Bd.II S.120, 216, 222, 251, 267, 299 ____________________________________________________________________________________
schaft am Lech befasst haben, weil sie durch Geburt,
Wohn-
"Rain", „Rhua", das ist allgemein bekannt, ist ein altes
Wort für
Den letzten Beweis, dass es ein „Jechrainisches
Bewusstsein"
gab - ob es ein solches noch gibt, ist
eine andere Frage - ,
konnte man vor ein-gen Jahrzehnten noch von den
ältesten
Bewohnern unseres
Dies ist aber nun das Auffällige: der Lechrainer hat
auf- ____________________________________________________
7 Schmeller, Baierisches Wörterbuch ______________________________________________________
baierisch zu reden an. Zunächst schenkte ich dieser
Erzäh-
Das Lechrainische ist aber nicht nur eine
baierisch-schwä-
Weiher; Zeacha = Zehen usw. Nicht zu übersehen
ist
Wir müssen damit unsere Ausführungen über den
Lechrai-
I.) Das .Lechrainische" ist eine "Sprach für sie
solwr",
2.) Zur Ausbildung stärkeren ethnischen
Eigenbewusst- ____________________________________________________________________ 8 Oberbayerisches Archiv Bd. 39 S.14 Z. 11
9 Über die Lechrainer Mundart siehe den Beitrag des
Verfassers in der __________________________________________________________________________________________________________
3.) Das lechrainische Bewusstsein gründete sich ganz
auf
Es ist seit einigen Jahrzehnten leider festzustellen,
dass
Ein großer Verlust ist dabei die angestammte
heimische
Noch ist die Mundart nicht ganz ausgestorben. Die
Bayerisch-Schwaben (1955) eingetragen und bezeichnet ist.
Für die Sprachwissenschaft ist der lechrainische
Dialekt
1.) Veranstaltung von Mundartsprechen im Lechrainer
2.) Theaterstücke auf den Dorfbühnen sollten
möglichst in
3.) Durch das Wissen um den kulturellen Wert der
4.) Das Problemfeld Mundart-Schule müsste auch in
Hin-
5.) Wertvolle Initiativen zur Dokumentierung und
6.) Voraussetzung für all diese Initiativen wäre
eine
wissenschaftliches Lexikon werden, sondern, wie gesagt,
'" Ich persönlich würde mich freuen, wenn das
Bändchen in
"Der Lechrain und seine Geschichte", es kann in diesem
Aus der Geschichte des Lechrains selbst, die weit bis in _________________________________________________________
10 Das angekündigte Bändchen ist dann in Kontakt mit
dem Augsburgcr 11 damals - 1981 - Dr. Anton Huber [15] ______________ Ende 2/2011 |